Melk

Vorwort

Im Mai 2025 jährt sich die Befreiung des KZ-Systems Mauthausen-Gusen zum 80. Mal. Der Tag der Befreiung steht für das Ende der Verbrechen, die während der NS-Herrschaft begangen wurden, und jährlichgedenken wir gerade im Mai an den Orten ehemaliger Konzentrationslager der Opfer. Doch ist für uns das Gedenken nicht auf wenige Orte und Tage beschränkt, es ist vielmehr ein kontinuierlicher Prozess und Austausch. Den 80. Jahrestag nehmen wir daher zum Anlass, die Befreiung 365 Tage lang in den Mittelpunkt unserer Aktivitäten zu stellen und dieses Anliegen aus den Gedenkstätten heraus nach ganz Österreich zu tragen – wie zum Beispiel durch unser Kooperationsprojekt Liberation, Objects!, für das sich österreichweit 52 Institutionen mit uns vernetzt und über in ihren Beständen vorhandene Objekte mit Bezug zu Mauthausen und seinen Außenlagern ausgetauscht haben. Die Ergebnisse werden in den Museen selbst, digital und in Form eines Katalogs präsentiert.

Nachdem unsere Filmretrospektive in Mauthausen jährlich mehr und mehr Besucher*innen anzieht, zeigen wir im Gedenkjahr auch in Wien wieder Spielfilme mit Bezug zur Geschichte des Nationalsozialismus. In Kooperation mit dem Österreichischen Filmmuseum laden wir ab Februar monatlich am Sonntagnachmittag zu Filmen ein, die sich alle mit der Frage beschäftigen: „Was bedeutet der Neuanfang nach dem Grauen der Massenvernichtung?“.

Die Licht- und Klanginstallation #eachnamematters, die wir seit 2021 gemeinsam mit Ars Electronica veranstalten, wird im fünften Jahr erstmals an drei Abenden in Wien stattfinden – an der Fassade der Hofburg, von deren Altan aus Adolf Hitler am 15. März 1938 den „Anschluss“ Österreichs verkündete. Diesem Moment werden die Namen von mehr als 84.000 Opfern des KZ-Systems Mauthausen-Gusen entgegengesetzt.

Mit der Unterstützung von Vertretungen der Opfernationen, Botschaften sowie Überlebenden- und Opferverbänden realisieren wir eine gemeinsame Ausstellung internationaler Erinnerungszeichen, die ab Mai im Denkmalpark der KZ-Gedenkstätte Mauthausen zu besichtigen sein wird. Erinnerungszeichen mit Bezug zu Mauthausen und seinen Außenlagern, die in den Herkunftsländern der im KZ-System Ermordeten errichtet wurden, werden die Gedenkarbeit außerhalb Österreichs sichtbar machen.

Seit 2023 arbeitet der syrische Künstler Judy Mardnli an der KZ-Gedenkstätte Mauthausen und verarbeitet seine Eindrücke vom historischen Ort in seinen Bildern. Die Sonderausstellung Wege in die Freiheit wird im Jänner eröffnet und Ausgangspunkt für ein Vermittlungsprogramm sein, das Schüler*innen die Möglichkeit bietet, sich mit dem Künstler auszutauschen und mit ihm zu arbeiten.

Darüber hinaus haben wir das Programm der Themenrundgänge maßgeblich erweitert, um möglichst viele Aspekte der Befreiung zu beleuchten und mit den Teilnehmer*innen erörtern zu können. Zwei Gedenkwanderungen finden in Erinnerung an die „Mühlviertler Hasenjagd“ und an die Todesmärsche nach Gunskirchen statt.

Mit unseren Kooperationspartner*innen werden wir die Befreiung auch im öffentlichen Raum thematisieren, um möglichst viele Menschen zu erreichen und am Gedenken teilhaben zu lassen. Zum einen sollen Zusammenhänge aufgezeigt und die Ausmaße des Lagersystems begreifbar gemacht werden. Zum anderen betrifft die Erinnerung an unsere Geschichte jede Einzelne und jeden Einzelnen von uns, da wir sie nur gemeinsam für die Zukunft bewahren können.

Ein besonders starkes Zeichen setzen wir im Rahmen aller Aktivitäten im Gedenkjahr mit unseren vielen langjährigen Partner*innen. Für die Bereitschaft, diesen Weg zusammen zu gehen, bedanke ich mich bei allen, denn nur als starke Gemeinschaft geben wir dem Gedenken eine Zukunft.

Wir laden Sie herzlich ein, sich gerade im Gedenkjahr uns anzuschließen – bei unseren Aktivitäten, Projekten und Veranstaltungen.

Seien auch Sie Teil unserer Gedenkgemeinschaft!

 

DDr.in Barbara Glück
Direktorin KZ-Gedenkstätte Mauthausen/Mauthausen Memorial