Melk

Das „Objekt 10“

Das „Objekt 10“ wurde als Teil der Melker Pionierkaserne bereits in den Jahren 1912/13 fertiggestellt und diente als Garage. Ab dem Tag der Ankunft der ersten 500 KZ-Häftlinge in Melk, fungierte der erste Stock des Objekts 10 als Häftlingsblock, während im Erdgeschoss die Häftlingsküche eingerichtet wurde. Im Juli 1944 war das Objekt 10 von einem US-amerikanischen Luftangriff ganz besonders in Mitleidenschaft gezogen und wurde schwer zerstört, mehr als 220 KZ-Häftlinge starben bei dem Luftangriff, viele weitere in den folgenden Wochen an den Nachwirkungen.

Das Objekt 10 wurde nach dem Luftangriff auf das Lager im Sommer 1944 von den Häftlingen in dem Zustand wiederaufgebaut, in dem es auch heute noch erhalten ist. Im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau wurden vermutlich auch die nationalsozialistischen Parolen an den hölzernen Deckenbalken angebracht, die die Häftlinge dann täglich vor Augen hatten. Die Schriftzüge „Arbeit macht frei“ (bekannt aus dem Eingangsbereich des KZ Auschwitz in Polen) und „Jede Arbeit adelt“ waren angesichts der stundenlangen schwersten körperlichen Arbeit der Häftlinge in den Stollenanlagen in Roggen­dorf besonders grausam und zynisch.

Die zynischen Inschriften auf den Deckenbalken im Objekt 10 wurden vermutlich im Sommer 1944 angebracht, Foto ZHZ Melk.

Die zynischen Inschriften auf den Deckenbalken im Objekt 10 wurden vermutlich im Sommer 1944 angebracht, Foto ZHZ Melk.

Etwa im Jahr 2000 wurde das ursprünglich deutlich längere Objekt 10 in zwei Teile geteilt: Der nordostseitige, kleinere Teil wurde saniert, der größere Teil in Rich­tung Südwesten blieb im ersten Stock weitgehend in seinem Originalzustand erhalten. Das Erdgeschoss wird von den Pionieren als Kfz-Werkstätte verwen­det, der erste Stock wurde lange Zeit als Lagerraum genutzt. Erst 2020 wurde das Gebäude wegen seiner zeitgeschichtlichen Bedeutung für die Melker KZ-Geschichte, insbeson­dere der Existenz der Deckenbalken mit den nationalsozialistischen Schriftzü­gen, unter Denkmalschutz gestellt. 2021 wurde das Obergeschoss vollständig ausgeräumt, seit April 2022 ist darin die internationale Mauthausen-Fotoausstellung „Das sichtbare Unfassbare“ zu sehen.

Die internationale Fotoausstellung "Das sichtbare Unfassbare" ist im Objekt 10 zu sehen, Foto ZHZ

Die internationale Fotoausstellung "Das sichtbare Unfassbare" ist im Objekt 10 zu sehen, Foto ZHZ Melk.

Ende 2022 wurde der erste Stock des Objekts 10 vom Bundesministerium für Landesverteidigung der KZ-Gedenkstätte Mauthausen zur künftigen Nutzung im Rahmen der Gedenkarbeit überlassen. Seither ist das Objekt 10 regelmäßig Ort gedenkstättenpädagogischer Rundgänge mit Jugendlichen sowie Begegnungsort im Zuge von Gedenkfeiern und gedenkkulturellen Veranstaltungen.